Zwei Dinge seien unendlich, wusste der große Physiker Albert Einstein: Das Universum und die menschliche Dummheit. Bei ersterem war er sich allerdings nicht ganz sicher. Für den zeitgenössischen Physiker Stephen Hawking, Autor des populärwissenschaftlichen Erklärstücks „Eine kurze Geschichte der Zeit“ hat das Universum zumindest einen Anfang. In den physikalischen Diskurs mischen sich auch die Rocker von Deep Purple ein mit dem Titel ihres neuen Albums „inFinite“ – „unendlich“. Das klingt paradox, denn die Briten-Rocker spielen bei der Promotion ihres Spätwerks und der damit verbundenen Konzertreise „The Long Goodbye-Tour“ gerade auf das Gegenteil an: das zumindest zeitliche Ende ihrer schier endlos anmutenden Karriere. „inFinite“ könnte die letzte Tonkonserve nach fast fünf Jahrzehnten sein, damit kokettieren die Rockdinosaurier zumindest. Eine Art Vermächtnis also. Damit legen Ian Gillan (Vocals), Steve Morse (Guitar), Ian Paice (Drums), Roger Glover (Bass), und Don Airey die Messlatte noch höher – obschon die Ansprüche mit dem inzwischen auch wieder vier Jahre alten Knaller-Album „Now What?!“ ohnehin nicht gesunken sind. Eine richtig schlechte Platte haben Purple ohnehin nie abgeliefert, und auch „inFinite“ hält dem Vergleich mit dem Gesamtwerk locker stand. Den spektakulärsten Song des Albums „Time for Bedlam“ dürfte inzwischen jeder Rockfan, der ernst genommen werden will, kennen, auch „All I’ve Got Is You“ haben die Purpurnen jüngst schon auf Youtube unters Volk gebracht. Damit weiß man, was einen erwartet. Was folgt, ist ein dickes Bündel zumeist unaufgeregt vor sich hin groovender Titel, die den begnadeten Instrumentalisten – vor allem Saitenflitzer Morse und Tastenmann Airey – viel Raum zur Entfaltung lassen. Dass Ian Gillans Stimmumfang über die Jahre gelitten hat, ist kein Geheimnis – auf „inFinite“ enthüllt seine Stimme aber durchaus neue Klangarben. So richtig im Ohr hängen bleiben neben dem eingangs erwähnten „Bedlam“ wenig Titel, vielleicht noch das mit einem fetten Schlagzeug-Intro eingeleitete, langsame Riffmonster „Get Me Outta Here“ oder der Halbballade „The Surprizing“, bei der Gillan mit ungewohnt kratziger Stimme überrascht. Begleitet wird die Veröffentlichung von reichlich Tamtam. So gibt es in ausgewählten Kinos einen Film über die Entstehungsgeschichte zu bestaunen, der offenbar auch der Special Edition der CD beigelegt werden soll, die am 7. April erscheinen wird. Kann man sich durchaus ins Regal stellen, und die anstehenden Konzerte sind eh Pflichttermine. Ob’s nun das Ende ist oder nicht… -ONKEL HOTTE
01. Time For Bedlam
02. Hip Boots
03. All I've Got Is You
04. One Night In Vegas
05. Get Me Outta Here
06. The Surprising
07. Johnny's Band
08. On Top Of The World
09. Birds Of Prey
10. Roadhouse Blues
17. Mai Wien, Stadthalle
19. Mai München, Olympiahalle
30. Mai Hamburg, Barclaycard Arena
6. Juni Köln, Lanxess Arena
7. Juni Dortmund, Westfalenhalle
9. Juni Leipzig, Arena
10. Juni Frankfurt, Festhalle
13. Juni Berlin, Mercedes-Benz Arena
14. Juni Stuttgart, Hanns-Martin-Schleyer-Halle