Mit „Now What?!“ haben die Brit-Dinos DEEP PURPLE ein überraschend starkes Album vorgelegt. Ob die Songs auch den Live-Test bestehen, konnte man nun erstmals am 14. Juli auf dem Kunst!rasen in
Bonn begutachten. Ein Auftritt mit Überraschungspotential.
Und die erste dicke Überraschung ereilte die Zuschauer auf dem Gelände in den Rheinauen schon als Nick Fyffe die Bühne betrat. „Nick wer?“ fragten sich zweifellos zahlreiche Anhänger der
Rock-Giganten. Der Mann ist ein gut gebuchter Session-Musiker. Er hat unter anderem schon JAMIROQUAI, ROBERT PLANT, STATUS QUO oder BRUCE DICKINSON mit tiefen Tönen versorgt. Warum er für Roger
Glover einspringen musste, blieb das Geheimnis von Ian Gillan & Co. Dessen Bemerkung, Glover habe sich einer Hirn- oder gar Kopftransplantation unterziehen müssen, half da nur wenig weiter
und war auch gar nicht lustig. Immerhin: Der Miet-Bassist vertrat handwerklich souverän, auch wenn ein leicht fader Geschmack blieb. Auf der Bühne standen damit nunmehr nur noch zwei Mitglieder
der klassischen Besetzung.Aber der Rest der Band ließ sich davon nicht irritieren und legte mit „Fireball“ saftig los. Musikalisch war bei Ian Paice am Schlagzeug, Steve Morse an der Gitarre und
Don Airey an den Tasten alles top. Allerdings zeigt Ian Gillans Organ inzwischen starke Alterungsspuren. An Platz 3 der 14 Nummern umfassenden Setlist kam schon die aktuelle Single „Vincent
Price“, gefolgt vom ebenfalls neuen „All the Time in the World“. Etwas später gab es mit der Hommage an den verstorbenen Jon Lord „Above and Beyond“ die dritte neue Nummer. Besonders diese
bestand das Live-Examen mit Bravour.Ansonsten gab es Klassiker quer durch die Bandgeschichte von „Lazy“ über „No one came“ bis zu „Perfect Strangers“ und natürlich „Smoke on the Water“. Bei
letzterem griff mit Warren Haynes von GOV’T MULE ein weiterer Überraschungsgast ein. Der lieferte solistisch noch mal ordentlich ab, bevor sich DEEP PURPLE mit dem Zugabenblock „Hush“ und „Black
Night“ verabschiedeten.
Warm gemacht hatten das Auditorium Haynes und die grandiosen US-Jam-Rocker GOV’T MULE. Und die ließen mit ihrer kreativen, virtuosen und doch erdigen Heavy Blues-Mischung manchen Zuhörer mit offenem Mund zurück. Der stärkste Auftritt des Tages. Als Dreingabe gab es noch die CRIPPLED BLACK PHOENIX mit einer etwas wilden Mischung aus Retro-Sounds der Richtung PINK FLOYD, Indierock-Versatzstücken und linken Kampfliedern wie „El pueblo unido“ und „Bella Ciao“. Merkwürdig. -nhs
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DEEP PURPLE