Viele Rockbands machen gerade spektakulär Schluss, und eigentlich hatten auch die SCORPIONS vor, in Rente zu gehen. Doch aus ihrer Abschiedstour ist inzwischen die Geburtstagstour zum 50-jährigen Bestehen geworden.
Mit einem guten halben Jahr Verspätung – damals war Sänger Klaus Meine unpässlich - holten die Skorpione jetzt die Party in der nicht komplett gefüllten Lanxess-Arena nach.
Und wie ein Zeichen dafür, dass die Band sich nicht im Glanz vergangener Großtaten sonnt, sondern auch noch relevante neue Alben vorlegt, gab’s gleich zur Eröffnung mit „Going out with the Bang“ einen Song vom jüngsten Album „Return to Forever“. Videoexplosionen flimmerten über die gewaltigen Videoleinwände auf der ansonsten ziemlich spartanisch ausgestatteten großen Bühne, auf der die Rocker zeitweise ein wenig verloren wirkten. Posing und große Gesten dosierten die Scorps anders als in früheren Zeiten eher sparsam, für die Show sorgten die Effekte auf der Leinwand. Die Leute weiter hinten in der Arena dürfte es gefreut haben, bekamen sie doch so auch etwas zu sehen.
Was folgte, war ein Hit-Feuerwerk, das die Band routiniert umsetzte. Mit im Set war auch ein Vintage-Block mit eher selten oder lange nicht live gespielten Tracks wie „Top of he Bill“ und Speedy’s Coming“, an die sich viele der Besucher vermutlich ebenso gut erinnern konnten wie an die früheren Auftritte in der legendären Sporthalle. Die Alten werden den Jungen im Publikum hinterher berichtet haben, wie unvergleichlich viel besser Atmosphäre und Sound in der legendären Kölner Sporthalle im Vergleich zur Lanxess-Arena waren, deren Akustik zumindest auf den Rängen eine Zumutung ist. Vielleicht lag’s auch daran, dass der Funke fast die gesamten 100 Minuten lang nicht so recht überspringen wollte und sich die Besucher erst im Zugabenteil zur „Rock you like a Holiday“ von ihren Sitzplätzen erhoben.
Dabei wurde gegeben, was die Fans erwarten: „Blackout“, „Coast to Coast“, „The Zoo“, „Big City Nights“ und „No one like you“. Natürlich fehlte auch das unvermeidliche „Wind of Change“ nicht, das offensichtlich auch manchen der Besucher seinerzeit zum SCORPIONS-Fan gemacht hat. Und zur Ballade „Still loving you“ wurden hier und da verklärte Blicke ausgetauscht – waren das noch Zeiten, als man zu der Schmalzballade seine Angebetete anschmachtete. Zwischendurch gab’s immer wieder Songs neueren Datums wie „We built this house“ und „Rock’n’Roll Band“. Auch für einen kleinen Acoustic-Set, eröffnet von „Always Somewhere“, war Platz.
Für einen Gänsehaut-Moment sorgt ein kleines MOTÖRHEAD-Tribute: Deren Drummer Mikkey Dee verprügelt inzwischen bei den SCORPIONS die Felle und durfte bei „Overkill“ und einem Schlagzeug-Solo zeigen, was er drauf hat, während sein verstorbener Bandboss Lemmy hinter ihm über die Leinwand flimmerte. Den Blondschopf hinter die Kessel zu setzen, war eine der besseren Ideen der SCORPIONS: Dee tobte wie ein Derwisch hinter der Schießbude und trat Meine, der erstaunlich gut bei Stimme war, den Gitarristen Rudolf Schenker und Matthias Jabs sowie Bassist Paweł Mąciwoda, die ihren Stiefel abgeklärt durchzogen, doch noch ein wenig in den Hintern. Onkel Hotte
Make It Real
The Zoo
Coast to Coast
Top of the Bill / Steamrock Fever / Speedy's Coming / Catch Your Train
We Built This House
Delicate Dance
Always Somewhere / Eye of the Storm / Send Me an Angel (Akustik-Medley)
Wind of Change
Rock 'n' Roll Band
Dynamite
Overkill (Motörhead Tribute)
Drum Solo Mikkey Dee
Blackout
No One Like You
Big City Nights
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Still Loving You
Rock You Like a Hurricane