Das Rock Hard Festival in Gelsenkirchen ist inzwischen schon eine Szene-Institution. Alljährlich zu Pfingsten pilgern rund 7000 Freunde der Stromgitarre zur Kanalbühne im dortigen Nordsternpark, um sich lautstark den (un)Heiligen Geist einhauchen zu lassen.
Das Line Up des diesjährigen Treffens gehörte sicher nicht zu den stärksten der Festival-Geschichte. Allerdings ist das inzwischen kein Anlass für einen Zuschauereinbruch. Auch diesmal hieß es am Pfingstsonntag „Ausverkauft!“
Als Headliner hatte das gastgebende Dortmunder Magazin die Krefelder Teutonenmetaller BLIND GUARDIAN angeheuert. Die lieferten zum Abschluss trotz der eher mittelprächtigen aktuellen Scheibe „Beyond the Red Mirror“ eine solide, wenn auch etwas sterile Show.
Krönung des zweiten Festival-Tages am Samstag waren die norwegischen Party-Löwen TURBONEGRO. Die servierten zwar eine anständige Vorstellung, ernteten allerdings bei den Teilen des Auditoriums, die eher auf das harte Brett standen, nur zurückhaltende Reaktionen.
Diese Publikumsgruppe kam dafür am Freitag voll auf ihre Kosten: Da traten die Granden der deutschen Thrash-Szene der 80er zum Kräftemessen an: Hintereinander weg lärmten TANKARD, DESTRUCTION und SODOM. Aufgewertet wurde das Bühnengeschehen zum Teil durch Gastauftritte von alten Weggefährten aus den inzwischen auch schon drei Dekaden Bandgeschichte(n). So gab es bei DESTRUCTION ein Old-School-„Mad Butcher“-Set mit Laienspieleinlagen und zeitweise gleich drei Schlagzeugen. An zwei davon kamen ex-Kollegen aus der Frühphase der Band zum Einsatz. Als Dreingabe servierte man noch ein VENOM-Cover: Bei „Black Metal“ röhrten SODOMS Angelripper und Gerre von TANKARD mit.
Auch Tom Angelripper & SODOM punkteten mit eher simpel strukturierten Gassenhauern wie „The Saw in the Law“ sowie einem Gastauftritt von Ex-Gitarrenmann Peppi ,,Grave Violator" Dominik.
Als negativer Ausreißer des Festivals gehen diesmal die US-Death Metal-Langweiler Cannibal Corpse in die Annalen ein. Immerhin auf dem letzten Slot vor Headliner BLIND GUARDIAN gebucht, rumpelten sie sichtlich motivationsfrei durch ihren Set. Dynamik auf der Bühne? Kommunikation mit dem Publikum? Alles Fehlanzeige. Sowas braucht kein Mensch. Auf den Rängen herrschte auch gähnende Langeweile.
Positiv fielen dagegen die atemberaubend dynamischen US-Metaller RIOT V und die Schweden GRAND MAGUS auf. Ebenfalls ganz anständig: Die Punk-Haudegen THE EXPLOITED.
Fürs kommende Jahr gibt es bereits frohe Kunde: Für die 2017er Auflage der schwermetallischen Pfingstfestspiele wurden u.a. bereits die dänischen Party-Rocker DAD verpflichtet. Auf ein Neues... -nhs